Mein Freiwilligendienst in Ghana
Schon als ich noch am GyK zur Schule ging, hatte ich den Wunsch, nach meinem Abitur für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Ich wollte viel erleben, dabei einen Einblick in die Lebensrealitäten anderer Menschen bekommen und in eine für mich neue Kultur eintauchen. Daher habe ich mich für einen durch das weltwärts-Programm des BMZ geförderten Freiwilligendienst bei der Organisation ICJA e.V. beworben.
Ursprünglich sollte es im August 2021 nach Togo gehen, doch Corona hat mir da natürlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich habe mich erneut beworben und eine Zusage für die Ausreise im Februar 2022 nach Ghana bekommen.
Als ich vor neun Monaten in den Flieger gestiegen bin, war ich ziemlich aufgeregt. Ich hatte keine großen Erwartungen und ließ es einfach auf mich zukommen. Für ein Jahr von Zuhause weg zu sein, war in diesem Moment aber trotzdem eine beängstigende Vorstellung für mich.
Am Anfang war alles ganz neu. Das Wetter, die Sprache, das Essen und vor allem die Kultur/Sitten waren ganz anders als gewohnt.
Angekommen bin ich mit zwei weiteren Freiwilligen aus Deutschland. Unsere Reise begann mit einem viertägigen Eingewöhnungsseminar in der Hauptstadt Accra, bevor es in unsere Projekte ging.
Ich lebe und arbeite gemeinsam mit Sarafina aus Berlin im Salvation Army Hospital in Wiamoase, einer Kleinstadt im Herzen Ghanas in der Ashanti Region. Hier wurden wir von Beginn an sehr herzlich aufgenommen und mittlerweile ist mir die kleine Stadt zu einem zweiten Zuhause geworden. Wenn ich durch die belebten Straßen laufe, höre ich ständig, wie Verkäufer*innen meinen traditionell ghanaischen Namen "Yaa" (Bedeutung: am Donnerstag geboren) rufen und ich werde an jeder Ecke in ein kurzes Gespräch verwickelt. An die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit habe ich mich inzwischen gewöhnt und auf dem Markt schaffe ich es mittlerweile fast immer, einen fairen Preis zu verhandeln. Ich habe mich also ziemlich gut eingelebt und fühle mich hier auch sehr wohl.
Obwohl die offizielle Landessprache in Ghana Englisch ist, wird in meiner Region meistens Asante-Twi gesprochen. Wann immer man als Obroni (Ausländer) die Menschen auf Twi anspricht, ist die Freude groß. Auch wenn mein Wortschatz bisher nur kakra kakra (klein klein) ist und meist bloß für einen kurzen Smalltalk reicht.
In meinem Projekt gefällt es mir auch sehr gut. Das Krankenhaus hat ca. 300 Mitarbeiter*innen und verfügt über mehrere Bettenstationen, einen OP- Saal, eine Augen-Klinik, ein eigenes Labor und eine Geburtsstation. In den letzten Monaten habe ich schon in einigen dieser Bereiche gearbeitet, von den Pfleger*innen und Ärzt*innen viel gelernt und durfte auch oft selbst mit anpacken. Da ich mich sehr für die Medizin interessiere, ist es eine tolle Chance, gerade in einem Krankenhaus arbeiten zu dürfen. Das Aufregendste, was ich bisher beobachten konnte, waren mehrere Kaiserschnitte und eine natürliche Geburt. Es ist einfach wunderschön zu erleben, wie ein Neugeborenes auf die Welt kommt. Als ich den frisch geborenen kleinen Jungen dann sogar für ein paar Minuten halten durfte, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lächeln.
An meinen freien Tagen bin ich viel mit anderen Freiwilligen, Freund*innen aus Ghana und ab und zu auch mit Besuch aus der Heimat unterwegs. Ich versuche so viel wie möglich vom Land zu sehen, denn Ghana ist wirklich wunderschön und vielfältig. Im Süden gibt es weiße lange Sandstrände mit Kokospalmen und Wellen zum surfen. Weiter im Inland befinden sich tropische Wälder, der größte Stausee der Welt und eine bergige Landschaften voller Wasserfälle. Im Gegensatz dazu ist es im Norden eher flach und die meiste Zeit trocken. Dort kann man in einem Nationalpark sogar Elefanten, Gazellen und Wasserbüffel bestaunen.
Aber auch Sprache und Traditionen sind hier sehr vielfältig. Es gibt über 70 verschiedene ethnische Gruppen sowie mehr als 80 verschiedene Sprachen bzw. Dialekte. Das macht die Begegnungen mit den Menschen hier immer wieder einzigartig und spannend.
Ich bin unglaublich dankbar für die Möglichkeit, all diese Erfahrungen machen zu dürfen und bin mir sicher, dass mich dieses Jahr für mein ganzes Leben bereichern wird.
Seit einigen Wochen sammeln Sarafina und ich Spenden für unser Projekt: Da fast täglich der Strom für einige Minuten bis Stunden ausfällt, versuchen wir, mit dem gesammelten Geld einen Generator zu finanzieren. Die Stromausfälle sind nämlich nicht nur lästig, sie können auch zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Wenn während einer Operation das Licht ausfällt, wird im spärlichen Licht von Taschenlampen weiteroperiert und überlebenswichtige Geräte fallen einfach aus.
Wenn ihr dabei Helfen möchtet die Versorgungssituation der Patienten hier zu verbessern, würden die Menschen in Wiamoase und wir uns sehr über eure Spende freuen. Alles Wichtige findet ihr unter folgendem Link: https://www.betterplace.me/generator-fuer-das-krankenhaus
Falls du jetzt auch Lust auf einen Freiwilligendienst im Ausland bekommen hast, kannst du dich gerne bei mir melden. Gerne erzähle ich dir noch mehr und beantworte alle deine Fragen.
Schreib mir einfach eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Von Judith Eich (Abitur 2021) |
Veröffentlicht 13.11.2022 |
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